Leseprobe Ticken

Die Studentin der Sozialpädagogik

Ich kenne die Bedienung, sie studiert an der Universität Sozialpädagogik und springt auf jedes Stichwort an, das sie für eine ermüdende Diskussion über soziale Themen für geeignet hält.

„Was darf ich euch bringen?“, flötet sie ungewohnt freundlich und merkt sich unsere Bestellungen so schlecht, dass sie zweimal die falschen Getränke bringt.

„Ich könnte auch aufschreiben, was ihr haben wollt. Aber das wäre schlecht für mein Gedächtnis“, beweist sie wieder ihre eigene Logik, mit der sie schon so manchen Gast überrascht hat.

Nach einer Weile trinken wir, was wir trinken wollen, und mir fällt ein, dass ich noch gar nicht weiß, ob unser Baby ein Junge oder ein Mädchen ist.

„Ein Junge“, antwortet Sabine. „Er heißt Tim.“

„Schöner Name“, schaue ich Frida nach, die mit ihrer Cola zur Theke geht und dort die Männer in ein Gespräch verwickelt.

Die Studentin der Sozialpädagogik baut sich etwa eine Viertelstunde später vor uns auf und verschränkt die Arme vor ihrer Brust, die von einem verwaschenen Baumwollhemd verdeckt wird: „Das geht so nicht. Die da...“ Sie zeigt zur Thke. „Die da fragt die Männer, ob sie Bock auf Sex haben.“

„Entschuldigung, wir machen eine Kneipenstudie für das Stadtmagazin“, antworte ich geistesgegenwärtig.

Das Wort Studie elektrisiert die Studentin der Sozialpädagogik. Sie setzt sich neben mich.

„Worum geht es?“

„Um die Frage, wie Männer reagieren, wenn sie von einer Frau ganz direkt angebaggert werden. Wir gehen davon aus, dass die meisten Männer den Schwanz einziehen.“

Die Studentin der Sozialpädagogik überlegt keine Sekunde: „Womit wieder einmal bewiesen wäre, dass Männer Frauen nicht für gleichberechtigt halten. Umgekehrt würde das jeder für normal halten.“

„Du hast also nichts dagegen, wenn ich dich frage, ob du mit mir ficken willst?“, vertreibe ich sie wieder von unserem Tisch und gebe Frida ein Zeichen. Ich lege meinen Zeigefinger auf meine Lippen. Sie versteht und bringt einen der Männer mit an unseren Tisch.

„Das ist Robert“, stellt sie ihre Eroberung vor. „Was dagegen, wenn wir kurz zu ihm gehen?“

„Wir alle?“, frage ich.

„Ja. Wir alle. Er fickt auch gerne.“

„Gebont“, antworte ich. „Wir brechen auf, wenn wir ausgetrunken haben.“

Heidi und Frida leeren ihre Gläser besonders schnell, ich bezahle bei der Studentin der Sozialpädagogik und flüstere ihr zu: „Wir ficken jetzt in seiner Wohnung. Wenn du vorbeikommen willst...“

Ihre Ohrfeige tut nicht lange weh, fest zugeschlagen hat sie nicht. Sabine schreibt gedankenschnell die Adresse von Robert auf die Titelseite eines Veranstaltungsmagazins und drückt der Studentin der Sozialpädagogik das Exemplar in die Hand. Sie nimmt das Magazin als handele es sich um eine Bombe und ver-staut es unter der Theke, damit sie das Ticken ihrer Lust nicht hört.

Robert ist Maler. Er malt pornografische Bilder in Öl, die in allen Zimmern hängen. Die Zimmer seiner Altstadtwohnung sind klein. Auf einem Bild vögelt eine Frau mit drei Männern. Dieses Bild gefällt Heidi besonders, die sich langsam auszieht.

Aus "Das Ticken der Lust-In Playa del Carmen, Kehl am Rhein und Hannover". Fortsetzung von "Wilde Tage am Rhein-Die Camping-Ficker und der Hellseher" und "Sex-Playa del Carmen-Spitze Ferien an der Karibischen See"


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