Leseprobe
Ficken wie im Jahre 1960
Auf
dem Weg zum Supermarkt kommen wir an einer Buchhandlung vorbei.
Draußen stehen Kartons mit alten Büchern. Ich fische ein Buch mit
grauem Einband heraus. Der Titel lautet „Die gute Ehe“. Der
Ratgeber stammt aus dem Jahre 1960.
„Was
schreiben die denn übers Ficken?“, schaut mir Anne über die
Schulter. Ich schaue im Inhaltsverzeichnis nach.
„Seite
308, Vorspiel und Geschlechtsakt“, werde ich fündig und schlage
das Buch an dieser Stelle auf.
„So
wie jedes Zusammenleben eine Zeit des Aneinandergewöhnens im Anfang
voraussetzt, so ist auch auf geschlechtlichem Gebiet ein langsames
sich Einander-Entgegenkommen und -Kennenlernen erforderlich. Das muß
vor allem dem Mann gesagt werden, der durch zuviel Ungestüm der
Frau schweren Schaden zufügen kann“, lese ich vor.
„Schlecht
für Sabine“, überlegt Anne einen Augenblick, „weil du sie viel
zu schnell gevögelt hast.“
„An
die äußeren Umstände, die stören könnten – dünne Zimmerwände
gegen den Nachbarn, enge und schmale Betten, unangenehme
Beleuchtung, Angst vor ungewollter Empfängnis, hemmende Kleidung,
Ungepflegheit, Alkoholeinwirkung, Tabakgeruch, zu heißes und zu
kaltes Zimmer...“, denke ich über Annes Bemerkung nicht nach.
„Moment“,
unterbricht mich Anne. „Wie kann denn ein Zimmer zu heiß und
gleichzeitig zu kalt sein?“
Ich
schiebe meine Hand unter ihren Mini-Rock und gebe ihr einen Klapps
auf ihren Arsch.
„Weiter
im Text. ...zu heißes und zu kaltes Zimmer – sollte vorher
gedacht werden, wenn die Vereinigung entsprechend harmonisch
verlaufen soll. Die Stimmung dabei ist wie ein Spiegel: ein Hauch
kann sie trüben. Die Bereitschaft zur Aufnahme und Hingabe, das ist
der Zustand und das sind...“
„Die
nasse Möse und der steife Pimmel“, beendet Anne erst einmal die
Lesung aus diesem Ratgeber.
„Kauf
das Buch“, drückt sie mir ein Geldstück in die Hand, „solch
einen Schwachsinn muss man unbedingt im Bücherschrank stehen
haben.“
Ich
gehe in die Buchhandlung, drücke der Buchhändlerin das Geldstück
in die Hand, draußen nimmt mir Anne den Ratgeber aus der Hand.
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